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Eine der Siegergeschichten beim Schreibwettbewerb des Internet-Literaturmagazins Rossipotti,
Thema: Was sollen wir tun?

„Was sollen wir machen?“
„Keine Ahnung. Fällt dir was ein?“

„Nö.“
„Ich weiß auch nix.“
„Wir könnten Kaufladen spielen.“
Gelächter.
„Kaufladen! Das ist doch Babykram.“
„Echt nur für Pupsis.“
„Ihr seid doof. Das ist doch lustig. Mein Onkel, der hat einen Supermarkt. Da habe ich am Samstag geholfen.“
„Toll. Und?“
„Das war echt spannend! Da ist eine Frau reingekommen, die wollte fünfzehn Kokosnüsse haben. Mitten im Winter!“
„Und was ist da jetzt das Besondere dran?“
„Hej, die wollte fünfzehn Kokosnüsse kaufen. Auf einmal. Und sie war nicht allein. Die hatte echt total verrückte Typen bei sich.“
Stille.
„Was für Typen?“
„Affen. Fünf Affen. Echte.“
„So ein Quatsch!“
„Jetzt lügst du, oder?“
„Wenn ich es doch sage. Fünf Affen hatte die bei sich. Einer saß auf ihrem Rücken, zwei in ihrem Einkaufskorb
und zwei sind gelaufen.“
„Gelaufen? Auf zwei Beinen oder wie?“
„Genau.“
„Wow, dann waren die ja riesig!“
„Klar, das waren Menschenaffen.“
„Ist ja irre!“
„Der Typ schwindelt doch wie Sau!“
„Ich schwör´s. Mein Onkel und ich konnten uns kaum halten vor Lachen. Aber wir haben der Affentante dann die Kokosnüsse besorgt. Das hat ein bisschen gedauert, und deshalb haben wir sie ihr nach Hause gebracht.“
„Und?“
„Die hat in einem riesigen Haus gewohnt. Da standen überall Palmen rum, so ganz große. Und Seile waren durch das ganze Haus gespannt, da haben die Affen dran geschaukelt. Mindestens zwanzig!“
„Lügner!“
„Wenn ich ´s euch doch sage! Die Frau wollte die Kokosnüsse, weil einer von den Affen Geburtstag hatte. Die hatte überall Luftballons aufgehängt, und die Affen haben damit gespielt. Und Kokosnüsse gefuttert und wilde Sachen gemacht. Ich sage euch, das war so cool. Die Affentante hat uns dann eingeladen ins Haus. Und wir haben mit Kokosnüssen und Fanta Geburtstag gefeiert, mein Onkel und ich und die ganze Affenbande.“
„Und die Affen? Haben die auch Fanta getrunken?“
„Nee, natürlich nicht. Da fällt mir ein. Ich habe tierisch Durst. Kriegen wir was zu trinken?“
„Super Idee.“
Tür auf, Tür zu, Kühlschrank auf, Kühlschrank zu,
Gläserschrank auf, Gläserschrank zu.
„He, trink doch nicht so schnell.“
„Und du verschüttest ja alles, pass doch auf.“
„Stell dich nicht so an, ist doch nur Apfelsaft.“
„Hast du ´ne Meise? Das ist nicht einfach Apfelsaft!“
„Schmeckt aber so.“
„Dann pass mal auf, dass du dich nicht vergiftest.“
Prusten.
„Spinnst du jetzt oder was?“
„Nee, der Apfelsaft könnte vergiftet sein. Den hat meine Mutter nämlich bei einer echt seltsamen Frau gekauft.“
„Wieso seltsam?“
„Die kam hier mit so einem Handwägelchen vorbei, gestern. Und hat selbst gemachten Apfelsaft verkauft. Total billig. Weil eine Flasche, hat die gesagt, eine Flasche könnte vergiftet sein. Aber das wäre dann ein ganz blöder Zufall, das könnte sie sich gar nicht vorstellen, dass das gerade uns passieren würde. Auf jede Fall würden wir ihn deshalb als Sonderangebot kriegen.“
„Willst du uns verarschen?“
„Nee, echt. Die hat voll seltsam ausgesehen, wie so ne Hexe. Die hat erzählt, dass sie schon seit vielen hundert Jahren Apfelsaft macht. Davor hat sie gezaubert und so. Und ganz früher, da hat sie dem Schneewittchen vergiftete Äpfel angeboten.“
Gelächter.
„Hej, das ist wahr! Von den dämlichen Giftäpfeln wären ein paar übrig geblieben, und aus denen hat sie aus Versehen auch Saft gemacht.“
„Hahaha. Sehr witzig.“
„Hab ich auch erst gedacht. Aber lies mal, was auf der Flasche steht.“
„Hexenhäuschen. Bester Apfelsaft aus eigener Herstellung. Seit vielen Jahrhunderten.“
Stille.
„Komm, das hast du da jetzt schnell draufgeschrieben, oder?“
Scheppern.
„Hier. Noch vier Flaschen. So schnell kann ich ja wohl nicht schreiben, oder? Stimmt also.“
„Wieso kauft deine Mutter denn so einen Scheiß?“
„Mann, die waren billig.“
„Äh, ich habe keinen Durst mehr, glaube ich.“
„Ich auch nicht.“
„Und was machen wir jetzt?“
„Puh. Schwierig.“
„Echt keine Ahnung.“
“Wir könnten zu dir gehen und Computer spielen.“
„Au ja.“
„Super Idee.“
„Spitze.“
„Ach nee, lieber nicht. Unser Computer geht grade nicht.“
„Ist der kaputt oder was?“
„Nee, der schläft. Und da müssen wir ihn in Ruhe lassen, der ist nämlich sauer.“
„Der Computer?“
„Jaja, genau.“
„Du tickst doch nicht mehr richtig.“
„Wirklich, der ist stinkesauer. Und wenn wir ihn nicht in Ruhe lassen, dann frisst der uns noch auf.“
„So ein Käse!“
„Ein Computer kann nix auffressen.“
„Kann er wohl! Gestern hat er meinen großen Bruder in
sich reingezogen. Ich habe schon gedacht, jetzt ist der weg, mausetot. Aber der Computer hat ihn dann wieder ausgespuckt. Danach hat er aber überall blaue Flecken und Kratzer gehabt, mein Bruder.“
„Das glaube ich dir nicht.“
„Wieso soll so ein Computer einen auffressen?“
„Weil der mal seine Ruhe haben wollte. Mein Bruder sitzt da den ganzen Tag davor und hackt auf den Tasten rum. Und das ist dem Computer zu blöd geworden. Der wollte mal seine Ruhe haben. Aber mein Bruder hat nicht aufgehört.“
„Und da hat ihn der Computer ordentlich vertrimmt, was?“
„Genau.“
„Ich lache mich tot.“
„Guckt mal. Da läuft mein Bruder.“
„Was glotzt ihr? Noch nie ein paar blaue Flecken gehabt?“
Haustür knallt.
„Hätte ich nicht gedacht, dass das stimmt mit dem Computer.“
„Hmm.“
Schweigen.
„Hej, jetzt ist es aber spät geworden. Ich muss heim.“
„Ich auch.“
„Wartet, ich komme mit.“
„Und morgen? Machen wir da wieder was zusammen?“

© Barbara Rose